Plastikfreie Verpackung – Bio-Folie eine nachhaltige Alternative zu Plastik?
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Der Plastikverbrauch in Deutschland steigt trotz einiger Alternativen weiter an. Wer mal einen Blick in den Supermarkt wirft, sieht schnell: auch 2022 sind noch sehr viele Produkte in normalem Plastik verpackt. Dabei gibt es zu Kunststoffverpackungen bereits ein paar nachhaltige Alternativen. In diesem Blogbeitrag erzählen wir, was Bio-Plastik als Alternative kann (und was nicht), was bei dessen Entsorgung noch schiefläuft und ob Bio-Plastik eine nachhaltige Alternative ist.
Was ist Bio-Plastik?
Als Bio-Plastik werden im Allgemeinen Kunststoffe verstanden, die aufgrund ihrer Herstellung oder ihrem Abbau umweltfreundlicher oder nachhaltiger im Vergleich zu konventionellem Plastik sind.
Zu unterscheiden gibt’s zwei Kategorien: biologisch abbaubare Kunststoffe sowie Kunststoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe (= biobasiert). Diese zwei Eigenschaften gehen nicht zwangläufig miteinander einher. Bei raccoon nutzen wir ausschließlich Verpackungen, auf die beide Eigenschaften (biobasiert und biologisch abbaubar) zutreffen.
Woraus wird biobasiertes Bio-Plastik hergestellt?
Konventionelles Plastik wird aus Erdöl (einem sogenannten fossilen Rohstoff) hergestellt. Warum dies für die Umwelt so problematisch ist, haben wir bereits in diesem Blogartikel kurz zusammengefasst.
Im Gegensatz dazu besteht bio-basiertes Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen. Nachwachsende Rohstoffe sind in diesem Zusammenhang am häufigsten Mais, Kartoffeln und Zuckerrohr. Hier findet sich bereits ein großer Qualitätsunterschied, den man bereits aus der konventionellen Agrarwirtschaft kennt. Denn: je nach Anbaugebiet kann der gewählte Rohstoff aus kontrolliert biologischem Anbau stammen und auf polykulturen Mischanbauflächen wachsen oder im Gegenzug dazu mit einer Vielzahl an giftigen Pestiziden bearbeitet sein und auf riesigen Monokulturplantagen wachsen.
Wie entsorgt man Bio-Plastik? Was bedeutet kompostierbar?
Nun hast du dich für eine nachhaltige Verpackungsalternative entschieden, aber wo entsorgst du diese eigentlich? Diese Frage ist komplexer als gedacht, also gut aufgepasst! Da wir inzwischen wissen, dass Bio-Plastik nicht gleich Bio-Plastik ist, solltest du im Zweifelsfall dich immer bei dem jeweiligen Hersteller informieren. Und deinem Entsorger vor Ort, denn auch hier gibt es regionale Unterschiede.
Für unsere raccoon Produkte gilt folgendes:
Alle Schokoladenverpackungen sollten in der blauen Tonne (oder je nach Bundesland auch als Altpapier-Container bekannt) entsorgt werden. Sowohl die Papierbanderole als auch die Außenkartonagen bestehen aus FSC-zertifiziertem Papier und können in der Altpapiertonne recycelt werden. Auch die dünne pergamentpapierähnliche Verpackung, in die die Schokoladen und unsere Minis gewickelt sind, bestehen aus Papier und kommen in die blaue Tonne.
Die Riegelverpackungen entsorgt man aktuell noch am besten im Restmüll. Das ist auch die Krux an der Verpackung, an der sich derzeit viele nachhaltige Verpackungshersteller die Zähne ausbeißen und so viel Potenzial verschenkt wird.
Kann kompostierbares Bio-Plastik kompostiert werden?
Nachhaltige Verpackungen sind zwar 2022, die Vorgänge der Abfallunternehmen aber noch 1990. Denn theoretisch könnte man die Materialien so viel besser verwerten, als sie im Restmüll zu verbrennen. Kleines Trostpflaster am Rande: bei der Verbrennung wird im Gegensatz zu Verpackungen aus fossilen Rohstoffen immerhin kein umweltschädliches CO² freigesetzt. Aber zurück zum Thema: die Papier-Außenhülle unserer Haferriegel könnte beispielsweise in der blauen Tonne ausgewaschen und das Altpapier wiederverwendet werden. Die Innenschicht könnte problemlos in der Biotonne dem Bodenkreislauf zurückgeführt werden oder als Bio-Energie genutzt werden. Die meisten Bundesländer jedoch sind daran interessiert, den Bio-Abfall so kurz und schnell wie möglich durch die Kompostieranlage zu schieben. Die Verweildauer beträgt darin in den meisten Bundesländern 8 Wochen. Bio-Folien brauchen jedoch 12 Wochen, um sich vollständig zu zersetzen. Nur teilweise zersetzte Bio-Folien können die Kompostiertanlagen verstopfen, sodass die Abfallunternehmen in den meisten Bundesländern ein striktes Entsorgungsverbot von Bio-Plastik in der Bio-Tonne aussprechen. Die Metallisierung im Inneren der Verpackung übrigens, schützt die teigartige Konsistenz der Haferriegel vor dem Austrocknen. Diese Metallisierung ist dabei so hauchdünn, dass sie im Zersetzungsprozess, egal auf welchem Weg, einfach restlos verdampft.
Alternativ könnten Bio-Folien auch zu neuen Bio-Folien recycelt werden. Die Technologie zu diesem Recyclingprozess existiert bereits und spart nochmal wertvolle Ressourcen ein. Dieser Recyclingprozess steckt auf diesem Gebiet jedoch noch in den Kinderschuhen und ist derzeit so kostenintensiv, dass er für die breite Industrie noch nicht angeboten wird.
Sind nachhaltige Alternativen also doch nicht so nachhaltig?
Also doch zurück zum konventionellen Plastik aus Erdöl und schlechter Recyclingquote? Wir haben uns Monate immer wieder mit dieser Frage beschäftigt und sind zu dem Entschluss gekommen: Nein, wir machen trotzdem kompostierbare Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Denn irgendwo müssen wir doch anfangen. Hätte man auf perfekte Bahnhöfe gewartet, wäre die Bahn niemals losgefahren. Also setzen wir heute den Grundstein für nachhaltige Verpackungslösungen der Zukunft, denn die Geschichte sollte uns doch inzwischen gelehrt haben: so kann es nicht weitergehen. Wir versinken im Plastikmüll und auch das Märchen vom recyceltem Plastik bleibt eine Wunschvorstellung.
Kleiner No-Fun Fact: die Recyclingquote in Deutschland beträgt gerademal 37% und selbst diese Quote erreicht Deutschland auch nur, weil Plastikabfälle bereits als „recycelt“ gelten, wenn diese an Länder verschifft werden, die gar kein funktionierendes Recyclingsystem haben. Wow - Greenwashing at its best.
Ist Heimkompost eine nachhaltige Lösung?
Anders als bei industriellen Kompostierungsanlagen, hat der Heimkompost einen entscheidenden Vorteil, nämlich Zeit. Unsere Verpackungen sind heimkompostierbar zertifiziert und du kannst sie in deinem Heimkompost entsorgen bzw. zu Humus verarbeiten lassen. Dafür geeignet ist ein Wurmkompost oder eine Heimkompostanlage. Du solltest allerdings darauf achten, dass du deinen Kompost richtig pflegst, er einer ausreichenden Temperatur ausgesetzt ist (draußen ist es an den meisten Tagen in unseren Breitengeraden zu kalt) und regelmäßig umgewälzt wird, um deinen Kompost ausreichend zu belüften. Neben der nachhaltigen Entsorgung unserer Verpackungen kann ein Heimkompost noch viel mehr, zum Beispiel CO2 binden und damit noch mehr zum Klimaschutz beitragen.
Und so nachhaltig wie nachhaltige Verpackungslösungen auch sein können- noch nachhaltiger wird’s ganz ohne Verpackung. Ein paar plastikfreie Tipps haben wir hier schon vor Jahren zusammengestellt und sind uns sicher, dass dir heute noch ganz viele weitere Möglichkeiten einfallen 😊